Rund 193.000 Ukrainerinnen und Ukrainer leben in Bayern. Sie sind laut Diakonie gut integriert, bleiben aber mit dem Herzen in der Ukraine.
Rund 193.000 Ukrainerinnen und Ukrainer leben in Bayern. Sie sind laut Diakonie gut integriert, bleiben aber mit dem Herzen in der Ukraine.
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Rund 193.000 Ukrainerinnen und Ukrainer leben in Bayern. Sie sind laut Diakonie gut integriert, bleiben aber mit dem Herzen in der Ukraine.
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Rund 193.000 Ukrainerinnen und Ukrainer leben in Bayern. Sie sind laut Diakonie gut integriert, bleiben aber mit dem Herzen in der Ukraine.

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Ukrainer in Bayern: Integriert, aber mit Herzen in der Heimat

Ukrainer in Bayern: Integriert, aber mit Herzen in der Heimat

Rund 193.000 Ukrainerinnen und Ukrainer leben aktuell in Bayern. Knapp die Hälfte arbeitet mittlerweile. Denn die größten Herausforderungen bleiben: die Sprache, die Anerkennung von Qualifikationen, die fehlende Kinderbetreuung – und das Heimweh.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Thema des Tages am .

Zu Besuch bei der Ukrainerin Iryna und ihren beiden Kindern Sofiia, 17 und Nazar, neun Jahre alt. Über eine bayerische Familie haben sie ihre Zwei-Zimmer-Wohnung mitten in München bekommen. Iryna ist mit ihren Kindern gleich zu Beginn des russischen Angriffskrieges vor mehr als drei Jahren aus Kiew geflüchtet. "Ich habe damals gedacht, ich bin hier vorübergehend für drei Monate, nicht mehr." Nun ist nicht absehbar, ob und wann sie und ihre Kinder zurückkehren können. Ihnen gehe es gut in München, sagt die 44-Jährige. Sie dürfe sich nicht beklagen, wenn sie an ihre Landsleute in der Heimat denke, ohne Strom, der ständig ausfalle. Ihr Mann, der Papa, musste in der Heimat bleiben.

In Gedanken ist Iryna immer in der Ukraine

Jeden Morgen schreibt Iryna mit ihrem Mann, fragt, wie es ihm gehe, wie die Nacht gewesen ist. Sie verfolgt täglich die Nachrichten. Iryna ist Germanistin und hat am Goethe-Institut in Kiew gearbeitet. Als sie mit ihren Kindern im März 2022 nach München kam, hat sie das Goethe-Institut hier übernommen. Mittlerweile arbeitet sie an der Europäischen Schule München (ESM) als Erziehungsberaterin. Dort gehen auch ihre Kinder zur Schule.

Ukrainische Jugendliche in München

An der ESM sind auch ukrainische Schülerinnen und Schüler. Auch sie sind mit ihren Müttern und Geschwistern vor gut drei Jahren nach München geflüchtet. Die 17-jährige Darya kommt aus Charkiw. Am Anfang sei es in Bayern stressig gewesen, erzählt sie: Einkaufen im Supermarkt, sie habe kein Wort verstanden. "Jetzt geht es mir sehr gut. Ich liebe München. Ich bin froh, dass ich hier bin. Ich habe sehr viele Freunde und bin glücklich." Und doch vermissen Darya und ihre Mitschülerinnen ihre Heimat, ihre Väter und Großeltern. "Es tut mir einfach leid und mich nervt es, dass ich keine normale Zeit mehr mit meiner Familie und Freunden verbringen kann", sagt Sofiia, die Tochter von Iryna.

Seit August kommen wieder mehr Ukrainer nach Bayern

Rund 193.000 Ukrainerinnen und Ukrainer leben in Bayern. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Zugang aus der Ukraine nach Bayern zurückgegangen. Aber seit August dieses Jahres kommen wieder mehr ukrainische Geflüchtete, teilt das Bayerische Innenministerium mit. Lag der Zuwachs im ersten Halbjahr dieses Jahres noch bei insgesamt 5.400 Personen, liegt er jetzt in den letzten drei Monaten bei 8.700 Personen.

Diakonie: Die Integration klappt gut, aber…

Elisabeth Ramzews von der Diakonie München und Oberbayern und ihr Team beraten die ankommenden Ukrainer in den Unterkünften. "Die Ukrainerinnen und Ukrainer arbeiten, versuchen, so viel Integration wie möglich zu machen", sagt die Leiterin der Sozialen Dienste für Geflüchtete. Aber: "Das Herz schlägt in der Ukraine und das ist das Schwierige, dass man nie ganz hier ist."

Immer mehr Ukrainer arbeiten in Bayern

Es gebe deutliche Fortschritte bei der Integration, teilt die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg auf BR24-Anfrage mit. Waren vor gut drei Jahren, als die ersten ukrainischen Kriegsflüchtlinge nach Bayern kamen, nur rund 12.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigt, hat sich die Zahl bis heute fast verfünffacht: auf mehr als 50.000. Die Zahl der Minijobs ist um fast das Sechsfache auf mehr als 8.000 gestiegen. Die größten Herausforderungen sind nach wie vor: Die sprachlichen Hürden, die Anerkennung von Qualifikationen und die fehlenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten.

Hoch qualifizierte Ukrainerinnen können nicht in ihrem Job arbeiten

Das erleben auch die vier Ukrainerinnen Tetiana, Yuliia und zwei Natalias. Sie sind hoch qualifiziert: Juristin, Lehrerinnen, Marketingmanagerin. Aber bisher können sie nicht in ihren Berufen arbeiten, weil sie sich noch weiterbilden müssen. Zur Zeit sind sie tätig als Yogalehrerin, in einem Modeladen und in der Nachmittagsbetreuung einer Schule. Im Jobcenter wurde der Juristin Natalia geraten, in der Küche oder als Putzfrau zu arbeiten.

Wie lange und ob sie hierbleiben, wissen die Ukrainerinnen noch nicht. Das hängt davon ab, ob und wann der russische Angriffskrieg endet. Denn auch wenn sie in Bayern gut angekommen sind: Die Ukraine ist und bleibt ihr Zuhause.

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