"O'zapft is! Auf eine friedliche Wiesn!" - Für Oktoberfest-Fans haben diese Sätze aus dem Mund des Münchner Oberbürgermeisters, gerufen in ein vollbesetztes Festzelt und neben einem 200-Liter-Bierfass stehend, einen ganz besonderen Zauber. Bedeuten sie doch, dass es endlich losgeht: 16 Tage lang - heuer bis zum 5. Oktober - ist die Theresienwiese ein Ort zum Feiern, zum Flanieren, zum Ausprobieren verrückter Fahrgeschäfte und natürlich zum Biertrinken.
Rekorde bei Temperatur und Sanitätsstation
Mit dem heutigen Tag startete die Wiesn mit einem Rekord: Es war der wärmste Wiesn-Start seit 71 Jahren, laut Meteorologen. Die Hitze wirkte sich auch auf den Kreislauf der Besucher aus. Bis 18 Uhr verzeichnete die Sanitätsstation auf dem Oktoberfest rund 500 Einsätze. Laut der Aicher Ambulanz ist das ein Rekord für Einsatzzahlen am ersten Wiesn-Tag. Gründe dafür seien offenbar die hohen Temperaturen und die daraus resultierenden großen Besuchermengen auf dem Festgelände.
Das Rennen um die besten Plätze
Den Rekord für das längste Anstehen hält vermutlich eine Gruppe junger Münchner: Sie hatten seit 20 Uhr am Vorabend vor dem Eingang zur Festwiese an der Bavaria campiert. Schon in den bis zum frühen Morgen ordentlich angewachsenen Warteschlangen wurden die Menschen bereits kontrolliert, denn die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Oktoberfest sind streng. Mit dem Neun-Uhr-Glockenschlag der benachbarten Paulskirche öffneten die Ordner dann die Absperrungen und ließen den Massen freien Lauf: Die - überwiegend jungen, in Dirndl und Lederhosen gekleideten - Besucherinnen und Besucher setzten im Vollsprint zum Rennen um die Plätze in einem der 14 großen Festzelte an. Schon bald darauf mussten die ersten Zelte ihre Eingänge wegen Überfüllung schließen.
Rettungsdienst: Mehr Fälle wegen Hitze als Alkohol
Bis zum Nachmittag meldete die für den Rettungsdienst verantwortliche Aicher Ambulanz mehr als 280 Behandlungen - vor allem infolge der Hitze. Die jüngste Patientin war den Angaben zufolge erst 11 Jahre alt und klagte über Kreislaufprobleme.
Am späten Nachmittag dann der erste Fall von zu viel Alkohol: Ein 18-jähriger Mann aus Arizona (USA) sei von einem Trageteam zur Sanitätswache gebracht worden, teilte die Ambulanz mit. 2,9 Promille habe die Messung ergeben. Die Münchner Polizei verzeichnete bis zum Samstagabend keine Besonderheiten und sprach von einem friedlichen Wiesn-Tag.
Oberbürgermeister Reiter: "O'zapft is!"
Die große Frage vor dem Anzapfen lautete: Hält die "Anzapfschulter"? Oberbürgermeister Dieter Reiter braucht - routiniert wie er ist - üblicherweise nur zwei Schläge, um den Zapfhahn ins erste Bierfass zu treiben, womit das Oktoberfest offiziell als eröffnet gilt. Doch vor einigen Monaten hatte sich Reiter an der Schulter verletzt und noch vor zwei Tagen kundgetan, er könne nach wie vor "keinen Nagel in die Wand schlagen".
Weil das Anzapfen aber eine andere Bewegung sei, habe er diesbezüglich keine Sorge: Die Zahl der Schläge "hängt nicht von der Schulter ab, sondern ob man trifft oder nicht. Ausreden gibt's keine", so Reiter in der Anzapfbox. Und tatsächlich: Mit seinen zwei Schlägen war er sogar schneller als der Countdown im Festzelt. Die erste Maß bekam Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und mit Böllerschüssen wurden auch die anderen Festwirte informiert: Das Bier kann fließen!
Kappies im Biergarten, Ventilatoren im Zelt
Besonders die Temperaturen sorgten am ersten Samstag für gut gefüllte Biergärten, aber für ungewöhnliche Hitzeschutzmaßnahmen der Besucher. Laut DWD wurden am Nachmittag an der Messstelle Theresienwiese rekordverdächtige 31 Grad registriert. Vermehrt waren Fächer, Kappies und Hand-Ventilatoren auf der Wiesn zu beobachten. Im Löwenbräu-Biergarten haben sich einige Gäste sogar die Dirndl-Schürzen auf den Kopf gebunden, andere tragen die T-Shirts nicht mehr am Oberkörper, sondern als Scheitelschutz auf dem Kopf.
Die neuen Fashion-Trends machten sich auch an den Verkaufsständen bemerkbar: „Wir haben schon einige Kappies verkauft“, erzählt Jessica Esparon vom Souvenirshop Katzlmeier. Und: "Die Ersten haben schon nach Regenschirmen gefragt, um sie als Sonnenschutz zu benutzen", sagt die Verkäuferin.
Andrang an Oider Wiesn und Trinkwasserbrunnen
Auch der etwas beschaulichere Teil des Oktoberfestes war außergewöhnlich gut besucht. Vor der "Oiden Wiesn" stand bereits am Vormittag eine lange Menschenschlange an. Vor allem Familien mit Kindern warteten hier auf den Einlass zu historischen Fahrgeschäften, nostalgischen Ständen und traditionellen Festzelten. Ähnliches Bild an den zehn Trinkwasserbrunnen: Bereits vor dem Anzapfen musste man an den Brunnen länger anstehen. Teilweise füllten sich die Besucher gleich mehrere Flaschen auf.
Frau aus Schausteller-Familie stirbt am ersten Wiesn-Tag
Noch vor Öffnung des Festgeländes, kurz vor acht Uhr, ging bei der Wiesn-Sanitätsstation über die Integrierte Leitstelle eine Notfallmeldung ein. Die Ärzte und Sanitäter wurden zur Reanimation einer etwa 70-jährigen Patientin zu den Schausteller-Wohnwagen gerufen. Ein Einsatzteam, darunter zwei Ärzte, begann laut Mitteilung der Aicher Ambulanz innerhalb von wenigen Minuten mit den Wiederbelebungsmaßnahmen. Den Einsatzkräften gelang es jedoch nicht, die Frau erfolgreich wiederzubeleben. Sie gehörte zu einer Schausteller-Familie.
Oktoberfest: Unser BreznBot beantwortet Eure Fragen zur Wiesn
Im Video: O’zapft is: Oktoberfest hat begonnen
O’zapft is: Oktoberfest hat begonnen
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