Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl hat sich nach dem Ärger um seine Sonntagspredigt zu Wort gemeldet: Er spricht darin von Missverständnissen und bietet der Juristin Frauke Brosius-Gersdorf ein persönliches Gespräch an.
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Gössl wird neuer Erzbischof von Bamberg.
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Ärger nach Predigt: Erzbischof Gössl spricht von Missverständnis

Ärger nach Predigt: Erzbischof Gössl spricht von Missverständnis

Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl hat sich nach dem Ärger um seine Sonntagspredigt zu Wort gemeldet: Er spricht darin von Missverständnissen und bietet der Juristin Frauke Brosius-Gersdorf ein persönliches Gespräch an.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Informationen am Mittag am .

Wenige Tage, nachdem er die Nominierung von Frauke Brosius-Gersdorf für das Bundesverfassungsgericht als "innenpolitischen Skandal" bezeichnet hatte, hat der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl in einer persönlichen Mitteilung von einem Missverständnis gesprochen. Er wolle klarstellen, dass er zu "keinem Zeitpunkt die angesehene Juristin Frauke Brosius-Gersdorf persönlich angreifen oder diffamieren wollte. Ihre Kompetenz als Juristin und ihre persönliche Integrität habe ich niemals in Zweifel gezogen."

Bischof: Mit "Skandal" die Vorgänge im Bundestag gemeint

Das Thema seiner Predigt am vergangenen Sonntag sei die Verantwortung vor Gott gewesen, so Gössl in der Mitteilung. Dabei sei als ein Beispiel unter anderen auch das Thema "Schutz des ungeborenen Lebens" zur Sprache gekommen. "Ich habe die Folgen für die Gesellschaft dargelegt, wenn die Verantwortung vor Gott abhanden kommt." Er habe in seiner Predigt von einem "innenpolitischen Skandal" gesprochen und damit die Vorgänge im Bundestag um die geplante und dann vertagte Nominierung der Verfassungsrichterin gemeint. Dies sei lediglich ein aktueller Anlass gewesen, um das Thema Lebensschutz in der Predigt aufzugreifen. Ähnlich hatte sich das Erzbistum Bamberg bereits am Montag geäußert.

Gössl hofft auf persönliches Gespräch

Dass seine Predigt instrumentalisiert werde, um die Person Brosius-Gersdorf oder das Ansehen des Bundesverfassungsgerichts zu beschädigen, bedauere er ausdrücklich, so Gössl in seiner Mitteilung.

Gössl hat Frau Brosius-Gersdorf ein persönliches Gespräch angeboten, um die Missverständnisse auszuräumen. Er hoffe, dass dieses bald stattfinden könne, so der Bischof.

Predigt: Warnung vor "Intoleranz und Menschenverachtung"

Am Sonntag hatte Gössl in seiner Predigt gesagt, man habe in dieser Woche einen "innenpolitischen Skandal" erlebt, und zwar "durch die geplante Nominierung einer Richterin für das Bundesverfassungsgericht, die angeblich das Lebensrecht ungeborener Menschen bestreitet". Nachzusehen ist die Predigt in einem Video auf der Facebook-Seite des Erzbistums Bamberg, nachzulesen ist der Text auf der Internetseite des Erzbistums. Gössl warnte im Zusammenhang mit der Richterwahl auch vor einem "Abgrund der Intoleranz und Menschenverachtung" und davor, dass Schwächere, Ungeborene, Pflegebedürftige, Alte, psychisch Kranke, sozial Schwache und Verfolgte keine Stimme mehr haben würden. Den Namen der designierten Richterin, Frauke Brosius-Gersdorf, nannte er nicht.

Reformbewegung "Wir sind Kirche" übt Kritik

Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" hat die Äußerungen des Bamberger Erzbischofs Gössl in der Debatte um die Verfassungsrichter-Nominierung deutlich kritisiert. Der Erzbischof habe bewusst manipuliert, sagte Magnus Lux von "Wir sind Kirche" in der Erzdiözese Bamberg im Interview mit dem BR. Herwig Gössls Aussagen seien eine Verunglimpfung, eine Verächtlichmachung einer Person und eine Hetzkampagne, die eines Bischofs unwürdig seien. Das Ganze sei völlig aus dem Ruder gelaufen.

SPD will an Brosius-Gersdorf festhalten

Frauke Brosius-Gersdorf ist auf Vorschlag der SPD als Kandidatin für das Amt einer Bundesverfassungsrichterin nominiert worden. An der Personalie hatte sich ein heftiger Streit entzündet. Auf Wunsch von CDU/CSU war die Wahl von Brosius-Gersdorf sowie zwei weiterer neuer Verfassungsrichter am vergangenen Freitag von der Tagesordnung des Bundestages gestrichen worden. Die SPD will an ihrer Kandidatin aber festhalten.

Im Video: So werden Verfassungsrichter gewählt

Mit diesem Chaos heute im Bundestag hat wohl keiner gerechnet! Normalerweise läuft die Wahl von Richtern für das Verfassungsgericht eher geräuschlos ab - aber heute war das anders.
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Mit diesem Chaos heute im Bundestag hat wohl keiner gerechnet!

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