Ein Bundeswehrsoldat in Tarnuniform mit der deutschen Flagge als Abzeichen auf der Schulter.
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(Symbolbild) CDU und CSU würden gern zurück zur alten Wehrpflicht. Doch die SPD ist skeptisch.

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Wehrpflicht: Union will sie, SPD bremst

Wehrpflicht: Union will sie, SPD bremst

Wie gewinnt man mehr junge Leute für die Bundeswehr? Das ist gerade einer der Knackpunkte bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin. CDU und CSU würden gern zurück zur alten Wehrpflicht. Doch die SPD ist skeptisch.

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"Männer können vom vollendeten achtzehnten Lebensjahr an zum Dienst in den Streitkräften […] verpflichtet werden." So steht es in Artikel 12a des Grundgesetzes. Die Wehrpflicht wurde im Jahr 2011 unter dem damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ausgesetzt. Aber eben nicht abgeschafft. Also könnte sie reaktiviert werden. Und genau das schlägt die Unionsfraktion im Bundestag vor.

Konrad Körner gehört zur Jungen Gruppe in der CDU/CSU-Fraktion. Im BR24-Interview verweist er auf die angespannte Sicherheitslage. Gemeint ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Jetzt muss jeder seinen Beitrag leisten", sagt der Abgeordnete aus Erlangen. Viele Ältere hätten noch Wehr- oder Zivildienst geleistet. "Und jetzt geht es darum, dass die junge Generation wieder in Verantwortung genommen werden muss."

Wehrpflicht: SPD geht auf die Bremse

Der etwaige Koalitionspartner der Union sieht das anders. Die SPD-Parteijugend spricht von einem unzulässigen Eingriff in die Freiheit junger Menschen. Zudem bezweifeln die Jusos den Nutzen einer Rückkehr zur Wehrpflicht. Die Bundeswehr brauche nicht mehr Wehrdienstleistende, sondern eine bessere Ausrüstung und allgemein bessere Arbeitsbedingungen.

Und der Bamberger Abgeordnete Andreas Schwarz nennt ein weiteres Argument. Aus seiner Sicht würde eine Rückkehr zur Wehrpflicht nichts bringen, weil die Bundeswehr keine ausreichenden Kapazitäten für Unterkunft und Ausbildung habe. "Deshalb ist das, was Boris Pistorius vorschlägt, im ersten Schritt der richtige Weg", so der SPD-Abgeordnete im BR24-Gespräch.

Im Video: Verteidigungspolitik - Diskussion über neue Wehrpflicht-Modelle

Die Gesellschaft öffnet sich wohl für einen neuen Wehrdienst.
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Die Gesellschaft öffnet sich wohl für einen neuen Wehrdienst.

Pistorius setzt auf Wehrdienstmodell

Das Wehrdienstmodell des geschäftsführenden Verteidigungsministers sieht vor, dass alle Männer und Frauen eines Jahrgangs zunächst angeschrieben werden. Mit der Aufforderung, einen Fragebogen auszufüllen. So würde die Bundeswehr herausfinden, wer überhaupt bereit zum Dienst an der Waffe ist. Und wer sich dafür fit genug fühlt. Männer müssten, Frauen könnten antworten, so die Idee.

Ein Teil der Befragten würde dann gemustert. So soll die Bundeswehr pro Jahr rund 5.000 Rekruten zusätzlich bekommen. Das Bundeskabinett hat den Plänen zwar zugestimmt – wegen der Neuwahl gibt es aber bisher keinen Bundestagsbeschluss.

CSU zur Wehrpflicht: "Es muss jetzt losgehen"

Ein solcher Fragebogen würde der Union aber nicht reichen. Der CSU-Abgeordnete Körner sagt, es müsse jetzt ein klares Signal an die Bevölkerung gesetzt werden: "Wir müssen wehrhaft werden." Man könne zwar nicht "von heute auf morgen den Schalter umlegen" – in der Hoffnung, dass sofort tausende junger Menschen zusätzlich Wehrdienst leisten. "Aber es muss jetzt losgehen", findet Körner.

Unstrittig ist, dass die Truppe einen enormen Personalbedarf hat. Die Zahl der Soldaten stagniert bei rund 180.000. Ziel der Bundesregierung sind mehr als 200.000. Und nach Einschätzung von Fachleuten müssten es eigentlich noch mehr sein, damit Deutschland künftig seine Verpflichtungen in der Nato erfüllen kann.

Wie die Personalziele erreicht werden sollen – darüber wird zurzeit bei den Koalitionsverhandlungen diskutiert. In den Papieren zum Zwischenstand, die in Berlin die Runde machen, stehen die betreffenden Passagen in eckigen Klammern. Das heißt: Es gibt dazu noch keine Einigung. Viel Zeit bleibt nicht mehr: Bis Ostern wollen Union und SPD den Text für einen Koalitionsvertrag ausformuliert haben.

Im Audio: Wieder Wehrpflicht? Was Schüler davon halten (25. März 2025)

Feierlichen Gelöbnis der Bundeswehr auf dem Marktplatz in Haldensleben, Soldaten und Soldatinnen der Ehrenformation. Im Hintergrund sind Rekruten und Rekrutinnen der Bundeswehr zu sehen.
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Deutschland diskutiert über die Rückkehr zur Wehrpflicht, denn die Bundeswehr braucht Soldatinnen und Soldaten. Was Jugendliche dazu meinen.

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