Politikwissenschaftlerin Jana Puglierin, Moderator Hans Werner Kilz und BILD-Journalist Paul Ronzheimer (v.l.)
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Ronzheimer: "Russland will mit allen Mitteln den Donbass"

Ronzheimer: "Russland will mit allen Mitteln den Donbass"

Der stellvertretende Chefredakteur der "Bild" Zeitung und Kriegsreporter Paul Ronzheimer hat beim Sonntags-Stammtisch über die aktuelle Lage in der Ukraine berichtet. Die Politikwissenschaftlerin Jana Puglierin fordert mehr Druck der EU auf Russland.

Über dieses Thema berichtet: Der Sonntags-Stammtisch am .

Der stellvertretende Chefredakteur der Bild-Zeitung, Paul Ronzheimer, sieht die Ukraine während der laufenden Verhandlungen militärisch und politisch unter extremem Druck. Russland gelinge es zwar seit Jahren nicht, den Donbass und andere Gebiete dauerhaft einzunehmen, so Ronzheimer, der regelmäßig aus der Ukraine berichtet, beim Sonntags-Stammtisch im BR Fernsehen.

Andererseits rücke Russland seit 2023 jeden Tag sukzessive voran: "Sie gewinnen Quadratkilometer um Quadratkilometer. Was sie hinter sich lassen, sind komplett zerstörte Städte, komplett kaputt gebombte Häuser und Straßen." Es sei zweifelhaft, ob die Ukraine militärisch zum jetzigen Zeitpunkt noch Territorien zurückerobern könnte: "Sie haben nicht genug Leute und sie haben auch nicht die Waffen, die sie eigentlich bräuchten", so Ronzheimer. Ein militärisches Ziel des russischen Angriffs ist für Ronzheimer klar: "Russland will mit allen Mitteln in jedem Fall den Donbass."

Die Verhandlungen gehen weiter

Ob Russland erfolgreich sein wird, hängt auch von den aktuellen Friedensbemühungen ab. Der ursprüngliche 28-Punkte-Plan beinhaltet territoriale Zugeständnisse der Ukraine an Russland, eine dauerhafte Neutralität Kiews und weitreichende ökonomische wie politische Arrangements zwischen den USA, Russland und Europa. Beobachter werten den Plan teils als "Diktatfrieden".

Einige Punkte sind schon gestrichen worden. Die USA verhandeln derweil weiter mit der Ukraine. Es gehe nun darum, Schritte zu finden, wie der Krieg würdig beendet werden könne, so Selenskyj in einer Videobotschaft.

Puglierin: "Das wird schlimm oder fürchterlich schlimm"

Die Politikwissenschaftlerin Jana Puglierin blickt pessimistisch auf die Verhandlungen: Die Ukraine sei in einer Position, "wo es keine gute Lösung mehr geben wird. Das wird entweder schlimm oder fürchterlich schlimm." Die Ukraine müsse sich fragen, ob mit jedem Tag Krieg ihre Verhandlungsposition nicht schlechter werde.

Die Leiterin der Denkfabrik "European Council on Foreign Relations" sieht auch Europa in der Verantwortung für die aktuelle Lage der Ukraine: "Die Europäer haben so große Worte gehabt in den ganzen letzten Jahren und haben die Taten nicht folgen lassen." Man müsse sich jetzt auf den vorliegenden Friedensplan konzentrieren und die Stellen, die man noch verändern könne. "Es wird einige bittere Pillen geben, wo niemand herumkommt. Teile dieses 28-Punkte-Plans werden Wirklichkeit werden," so Puglierin.

Selenskyj innenpolitisch unter Druck

Zu all den Schwierigkeiten kommt für den ukrainischen Präsidenten Selenskyj noch eine innenpolitische Herausforderung hinzu.

Er stehe unter Druck, die Mehrheiten für den Friedensplan zu sammeln, betont Paul Ronzheimer: "Dann besteht das Risiko, dass bestimmte Soldaten sagen: 'Wofür haben wir unsere Kameraden verloren? Wir wollen den Donbass nicht hergeben, wir wollen andere Orte nicht hergeben'.“

Politikwissenschaftlerin: EU kann Russland unter Druck setzen

Was könnte der Ukraine also in der derzeit verzwickten Lage helfen? Ronzheimer bringt die Lieferung von weiteren Waffen wie "Tomahawks" in Spiel. Die Ukraine würde diese US-Raketen laut Selenskyj gegen militärische Ziele auf russischem Territorium einsetzen. "Das ist nicht die eine Waffe, die dazu führt, dass die Ukrainer plötzlich gewinnen, aber sie könnten eben die Russen in Russland mehr schwächen," so der stellvertretende Bild-Chefredakteur.

Man müsse auch politisch den Druck auf Russland erhöhen, meint Jana Puglierin. Die Politikwissenschaftlerin nimmt die EU in die Verantwortung, weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen. "Wir haben ja noch Karten, die wir nicht nutzen. Stichwort eingefrorenes Vermögen. Stichwort Schattenflotte." Beides wird seit Monaten auch von der Ukraine gefordert, findet politisch in Brüssel aber keine Mehrheit.

Gerade blockiert Belgien den Milliardenplan zu den eingefrorenen russischen Vermögen: Die EU hatte nach Beginn des Angriffskrieges russisches Staatsgeld eingefroren und diskutiert nun, es als Darlehen an die Ukraine zu geben. Laut Plänen der EU soll Russland das Geld zurückbekommen, wenn es nach einem Ende des Krieges Reparationszahlungen an die Ukraine leistet. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wirbt dafür.