"Es ist unser Tag! Wir müssen jetzt feiern", sagt eine junge Syrerin freudestrahlend. Zusammen mit ihrer Schwester ist sie auf die Kundgebung zum Nürnberger Kornmarkt gekommen, die als Eilveranstaltung am Sonntag angemeldet worden war. Sie sei um vier Uhr nachts aufgewacht und habe sofort angefangen zu weinen, erzählt ihre Schwester. Sie seien "so stolz darauf", dass Syrien nun von Machthaber Baschar al-Assad befreit sei.
"Phase der Euphorie und des Freudentaumels"
So wie den Geschwistern geht es vielen der laut Polizei etwa 2.500 Menschen, die am Sonntagnachmittag in der Nürnberger Innenstadt zusammengekommen sind. Sie lachen, umarmen sich und teilen aufgeregt die immer neuen Meldungen, die aus Syrien eintreffen. Die Zufahrtsstraßen rund um den Kornmarkt waren für Stunden überlastet und verstopft.
Angemeldet wurde die Veranstaltung von der Gemeinschaft "Islamforum Nürnberg". Der Vorsitzende Peter Spiewok sagte einer Reporterin des BR: "Wir sind noch in der Phase der Euphorie und des Freudentaumels und alles, was in Zukunft kommen wird, ist unklar."
Ein Tag, an den sich die Kinder erinnern sollen
Am Morgen hatten die Imame in mehreren Moscheen den Termin für die Freudenfeier bekannt gegeben. Zahlreiche Menschen auf dem Kornmarkt haben die Flagge der Syrischen Republik dabei, die erstmals 1932 verwendet worden war, als das Land die Autonomie erhielt. Viele rufen "endlich Freiheit".
Auch viele Familien waren gekommen, die ihren Kindern zeigen wollten, was für ein wichtiger Tag heute für sie sei. Laut Polizei verlief die Veranstaltung friedlich und ohne Zwischenfälle.
6.000 Menschen am Münchner Odeonsplatz
Auch auf dem Münchner Odeonsplatz versammelten sich am Sonntag Tausende Menschen zu einer Demonstration unter dem Motto "Freiheit für Syrien. Wir sind gegen Assad und gegen Terror". Die Polizei gab die Teilnehmerzahl mit 6.000 Menschen an.
Schon vergangene Woche war eine Demo beim Münchner Kreisverwaltungsreferat angemeldet worden, allerdings waren nur 200 bis 500 Menschen erwartet worden. Der Sturz des syrischen Diktators hatte nun zu dem großen Zustrom geführt.
Bonbons und Gebäck für alle
Viele Teilnehmer schwenkten die alte Flagge der Syrischen Republik, tanzten und jubelten. Einige brachten ihre Kinder mit, die fröhlich Schilder in die Luft hielten. Menschen warfen Bonbons in die Menge oder verteilten Gebäck.
Ein Polizeisprecher beschrieb auf BR-Anfrage die Stimmung der Versammlung als friedlich und gelöst. Es sei zu keinen größeren Zwischenfällen gekommen. Lediglich Rauchfackeln seien vereinzelt gezündet worden, die auf einer Demonstration verboten seien. Hier sei die Polizei eingeschritten und habe dies unterbunden.
Demos in Aschaffenburg, Schweinfurt und Hof
Demonstrationen gab es auch in Unterfranken: In Aschaffenburg und Schweinfurt kamen mehr als 1.300 Menschen zu spontanen Demonstrationen zusammen. Die Veranstaltungen verliefen friedlich.
Unter dem Motto "Freiheit für Syrien" zogen in Aschaffenburg nach Polizeiangaben bis zu 850 Teilnehmende durch die Innenstadt. Es kam zu erheblichen Verkehrsbehinderungen, aber keinen weiteren Zwischenfällen. Auch in Schweinfurt verlief eine Versammlung am Schillerplatz friedlich. Dort waren rund 500 Menschen dem spontanen Aufruf gefolgt. Beide Veranstaltungen waren im Laufe des Sonntags jeweils von einer Privatperson angemeldet worden.
Im oberfränkischen Hof versammelten sich nach Polizeiangaben etwa 300 Assad-Gegner. Viele fuhren anschließend in einem Autokorso durch die Stadt.
Autokorso in Dillingen
In Schwaben waren die Demonstrationen vergleichsweise bescheiden. Nach Angaben der Polizei hatten sich in Augsburg am Mittag etwa zehn Personen mit syrischen Fahnen getroffen, die einen Zug in Richtung München bestiegen. In Dillingen hat es laut Aussage eines Polizeisprechers einen kleineren Autokorso mit rund 15 bis 20 Personen gegeben.
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